Klärschlamm: „Abfall“ oder Joker in der neuen Kreislauf-Landwirtschaft?



Wieviel feste Nahrung nehmen Sie pro Tag etwa zu sich? Wenn Sie Ihre Schätzung mit 365 (Tagen) und 80 Millionen (Einwohnern Deutschlands) multiplizieren, erhalten sie eine grobe Orientierung bezüglich der Menge des jährlich in Deutschland anfallenden Klärschlammes.

Was passiert mit diesem Substrat derzeit? Nachdem es früher auf die Felder zurückgebracht werden konnte, wurde diese Option durch neue Verordnungen eingeschränkt – weil lebensfeindliche schädliche Hormone, Arzneimittelrückstände, Mikroplastik etc. nicht auf die Felder sollen. (Wieso gibt es keine Verordnung, diese Stoffe nicht in unsere Körper zu lassen??? Dann würde es diese Folge-Probleme nicht geben?)

So wird heute ein Großteil des anfallenden Klärschlammes in Klärwerken entwässert, getrocknet und dann mit hohem Kosten- und Energieaufwand verbrannt. Steigende Budgets für die Klärschlammentsorgung wiederum führen zum Kostenanstieg unserer Abwasserentsorgung, wie Sie auf Ihren Rechnungen der vergangenen Jahre leicht nachvollziehen können. Und die entstehende Asche ist das nächste Entsorgungsproblem. Hier haben wir also ein Lehrbuchbeispiel für das Gegenteil von Kreislaufwirtschaft.

Geht es auch anders? Rainer Sagawe und ich besuchten kürzlich das Klärwerk in Niederfrohna in Sachsen. Hier haben Karin und Steffen Heinrich eine Alternative geschaffen, deren Details ich bereits berichtet habe. In einem Satz: Das Substrat wird nicht verbrannt, sondern pyrolisiert, wobei anstelle von Asche ein Granulat entsteht, welches frei von problematischen Inhalten in den Boden zurückgebracht werden kann und dort als „Ackergold“ den Humusaufbau begünstigt. In einem Buch der Heinrichs können Sie technische Einzelheiten nachlesen.

Sensationell fand ich in unserem Gespräch, dass die Anlage von interessierten Gästen aus vielen Ländern besucht und die Idee aufgegriffen wird. So hat ein Kollege aus den USA nach seiner Rückkehr in die Heimat dort ein „NEW-NIEDERFROHNA“ gegründet.

Die Experten verschiedener Länder sehen verschiedene Wege des Umgangs mit Klärschlamm: Während in Kalifornien die Klärschlamm-Verbrennung verboten und damit der Kreislaufwirtschaft ein Weg geebnet wird, wie uns Steffen erzählte, wird in Deutschland am Ausbau der Verbrennungs-Infrastruktur gewerkelt.

Es scheint an der Zeit, die aktuell Verantwortlichen in Deutschland für diese Entwicklungen an die Kreislaufwirtschaft zu erinnern.

Danke, Steffen, für die vielfältigen Inspirationen. Dass Ihr das wunderbare Granulat verschenkt, weist auch den Weg in eine neue Tausch-Ökonomie. Herzliche Grüße von Peter Schmuck

Titelfoto und weitere Details




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