Viele Menschen möchten im Alter nicht allein, aber selbstbestimmt leben. Und wenn die Kräfte nachlassen, noch im Leben stehen und etwas Sinnvolles tun. Auf der anderen Seite kämpfen zahlreiche kleine Bauernhöfe ums Überleben. Einen Lichtblick für ältere Menschen und sozial engagierte Bauernhöfe bietet ein Pflegebauernhof. Das ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, der mit seiner sozialen Dienstleistung (also Unterbringung und Betreuung der älteren Menschen) mehr Einkommen erwirtschaftet als mit der Produktion von Lebensmitteln.
Um die Betreuung der Seniorinnen und Senioren zu gewährleisten, arbeiten hier Pflege-Profis mit der Landwirtsfamilie zusammen. Dieses Modell geht also über eine Mehrgenerationen-WG auf dem Bauernhof hinaus, bei der meist nur die Bäuerin kocht und hilft.
Pionier und Treiber der Idee ist Guido Pusch, Landwirt und Gründer des 2011 gegründeten ersten Pflegebauernhofes in Marienrachdorf. Auf seinem Familienbetrieb im Westerwald wohnen derzeit 22 Seniorinnen und Senioren: die pflegebedürftigen Menschen in zwei Wohngemeinschaften (WG) in einer ehemaligen Scheune auf dem Hof; die aktiven und mobilen in einer Selbstversorger-WG in der Nachbarschaft. Zum Bauernhof gehören Rinder, Schweine, ein Pferd, Hühner, Katzen, Gänse, Alpakas und Bienen. Die Menschen helfen mit, die Tiere zu versorgen, aber auch beim Ernten und Kochen. Jeder und jede tut, was er oder sie kann und mag: Ein ehemaliger LKW-Fahrer wartet den Traktor. Ein Ex-Landrat aus Hessen hilft bei der Geburt von Kälbern. Solche sinnstiftenden Arbeiten bringen die Senioren und Seniorinnen wieder in Schwung. „Unsere Bewohner fühlen sich besonders von den Tieren gebraucht und haben morgens einen Grund aufzustehen“, berichtet Guido Pusch.
Seither kommen viele Anfragen von SeniorInnen aus dem ganzen Land, die gerne nach Marienrachdorf kommen wollen. Deshalb haben sich die Gründerinnen entschlossen, ihre Erfahrung anderen Höfen zur Verfügung zu stellen und sie bei der Umstellung und Betriebserweiterung zu begleiten. Durch dieses Beratungskonzept und in Kooperation mit anderen Partnern können nun allerorten kleine Höfe wieder ein volles Einkommen erzielen und sich so unabhängig machen von Agrarsubventionen und Marktdruck.
Eine tolle Initiative, bei der es nur Gewinner gibt, finden Sie nicht auch? Danke, lieber Hans-Kurt Rennig und Dieter Haberer für die Information und viel Erfolg und Freude weiter in den Pflegebauernhöfen! Ihr Peter Schmuck
Weitere Informationen in einem aktuellen Filmbeitrag
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