Indigene Stammesälteste der Kogi teilen ihr Wissen zu regenerativer Waldwirtschaft



Gern teile ich folgenden Beitrag der Eisenacher Journalistin Susanne Sobko: „Niemals alte Bäume fällen, nur einheimische Arten pflanzen, Flüsse nicht bebauen und begradigen, vor jeder Holzentnahme mit den Hütern des Waldes verhandeln und ihnen immer etwas zurückgeben“ – das sind die wichtigsten Tipps der Kogi-Ältesten, die unter dem Motto „Regenerative Waldwirtschaft“ am 21.9.2022 im Klimapavillon Erfurt zu Gast waren.

Das Interesse am Besuch der Vertreter des Naturvolkes aus Kolumbien ist so groß, dass die Plätze nicht ausreichen und die Diskussion per Leinwand nach draußen übertragen wird. Die Kogis, „Hüter der Erde“ genannt, sind auf Tour durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Schweden, eingeladen von Lucas Buchholz, Autor des Buches “Kogi – wie ein Naturvolk unsere moderne Welt inspiriert“.

Da jeder Satz ins Spanische und dann in die Sprache der Kogi übersetzt werden muss, ist keine ausführliche Diskussion möglich, und die Ältesten machen gleich klar: „Für den Wald müssten wir mindestens eine Woche einplanen“. Doch schon wenige Sätze von ihnen reichen, um ihre völlig andere Lebensweise zu erklären.

Die wichtigste Frage für sie, bevor sie Holz entnehmen: „Wer hat die Bäume geschaffen und sorgt für Ordnung?“. Für sie gibt es einen „Herr des Waldes“, zudem sei jede Holzart für eine andere Aufgabe vorgesehen, zum Beispiel zum Hausbau, als Brennholz, für den Brückenbau. Der Wald ist für sie „multidimensional“ und funktioniere als Hierarchie ähnlich wie bei uns eine Kommune: „Es gibt Behörden, einen Bürgermeister, Polizei – jeder hat seine Aufgabe“. Bei den politischen und spirituellen Autoritäten müsse wie bei uns beantragt werden, ob und welche Bäume entnommen werden dürften.

Zudem gehöre jede Art an einen vorbestimmten Ort, beispielsweise bei ihnen zu einer speziellen Höhenlage, „und das sollten wir nicht ändern“. Ebenso gelte es für die Menschen: „Wo man geboren ist, sollte man bleiben“. Auch Fruchtbäume dürften nicht an andere Orte gepflanzt werden, „das wirkt sich immer negativ aus“.

Bei ihnen hätten die Kolonialisten extrem ins Ökosystem eingegriffen – wohl im Glauben, Gutes zu tun, „aber glauben die denn, sie können das besser als Mutter Erde?“, so die Kogis. Am fatalsten bei uns finden sie, dass die großen alten Bäume gefällt wurden und andere Spezies hinzukamen, „dadurch entstand ganz viel Unordnung“. Dies wirke sich auch auf die Landwirtschaft und die Gewässer aus, denn alles sei miteinander verbunden. Insbesondere das Fällen der alten Bäume beeinträchtige die Flüsse, ebenso wie Begradigen und das Entfernen der Uferbewachsung, „das ist für sie wie für uns Kleidung, die fühlen sich dann nackt“. Über die Trockenheit müssten wir uns angesichts solcher Maßnahmen nicht wundern. Laut den Kogis gibt es nur zwei Möglichkeiten, um unsere Unordnung zu ändern: „Entweder ihr macht es selbst oder die Große Mutter wird es tun“.

Ihr Rat an uns: Am allerwichtigsten die großen Bäume stehen lassen, Ufer von Seen und Flüssen auf keinen Fall bebauen oder verändern, alle Fehler rückgängig machen und ansonsten Mutter Natur selbst wieder für Ordnung sorgen lassen. Unsere Aufforstung können sie gar nicht verstehen, „die Natur regelt das ganz von allein“. Als Beispiel nennen sie eine Aufforstung in der Schweiz mit Douglasien, die sie gerade miterlebt haben. Die Douglasien verstünden sich nicht mit den dort ansässigen Arten, „das schafft Riesen-Probleme“, stellen sie klar.    

Sie empfehlen, dass wir uns wieder auf den Ursprung besinnen: Darauf, was an welchen Ort gehört, und welche Zuständigkeiten in der Natur es jeweils gibt. Die Kogis fühlen sich verantwortlich für ihren Wald, tanzen und singen für ihn, sprechen mit den Bäumen und Hüterwesen. Und während bei uns an die Regierung gezahlt werden müsse („haben die den Wald erfunden?“), sorgen sie immer für einen Ausgleich, wenn sie etwas entnehmen. Wichtige Entscheidungen werden nur gemeinsam gefällt, dafür gebe es viele Versammlungen.

Bei der Fahrt durch Europa hat sie schockiert, wie wir mit der Natur umgehen und die Ressourcen verbrauchen. „Wir haben viel weniger Land, doch es reicht für alles was wir brauchen.“

Chris Freise, Leiter des Forstamtes Erfurt Willrode, fragen sie, ob er auch wisse, was wo hingehöre, und wie er für Ordnung sorge. „Es gibt viele Parallelen“, betont der Förster, man umschreibe es nur anders. So würden auch nur Samen von Mutterbäumen der jeweiligen Höhenlage verwendet, nennt er ein Beispiel. Er empfindet die Begegnung sehr inspirierend, „wir müssen uns nur aufeinander einlassen“, so sein Fazit. Das Schluss-Fazit von ihm und den Kogis: „Was uns eint, ist die Liebe zu den Bäumen“. Langer Beifall.

Die Autorin ist auch Vorsitzende des Vereins „Neues Leben“, welcher unter anderem Heilkreise, Schwitzhütten, Workshops, Zeremonien, Coachings, Klangreisen und Konzerte anbietet. Wer Interesse am Vernetzen hat: Mail an info@verein-neues-leben.de oder Tel. 03691-883985.

Danke, liebe Susanne, für diesen Beitrag! Herzliche Grüße in die Runde von Peter Schmuck




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