Zukunftskommunen in Korea

Auf Einladung durch die Nachhaltigkeitsabteilung der Kyung Hee Universität weilte ich kürzlich in Seoul. 120 Uni-Angehörige, Forscher anderer Institute sowie Lokalpolitiker der Administration des Grossraums Seoul waren neugierig, wie wir in Deutschland Zukunftskommunen in Gang bekommen. So hielt ich den Hauptvortrag der Veranstaltung zum Schwerpunkt Nachhaltige Stadtentwicklung und Wohlbefinden unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen inklusive der Lokalpolitiker selbst. Die Erfolge der am weitesten fortgeschrittenen mir bekannten Städte  und kleineren Kommunen unseres Landes stießen wieder auf großes Interesse. Insbesondere dass es bei uns bereits Kommunen mit mehr als 100% EE Stromversorgung gibt, wurde mit Begeisterung aufgenommen. Nach meinem Input gab es Koreferate von zwei koreanischen Professoren. Zum einen vom Initiator eines Klärgas-Projektes, Jaewon Cho Ulsan National Institute of Science and Technology und zum anderen von dem Umweltaktivisten Jongho Hong von der National University in Seoul. Weitere Podiumsteilnehmerin war Irina Bokova, Generaldirektorin der Unesco 2009-2017, z.Zt. Gastdozentin an der Kyung Hee University. Frau Bokova sprach von „fascinating success stories“ in Deutschland, die nun auf die internationale Ebene zu übertragen seien und rief zu „political leadership“ und „responsiveness“ auf, also dem Einhalten der wiederholt  unterschriebenen Nachhaltigkeits-Absichtserklärungen seitens der jeweiligen Regierungen, jüngst der 17 SDGs, des Pariser Abkommens und der Agenda 2030.

Da m.E. Appelle an die Politik (vielleicht notwendige, aber offenkundig) keine hinreichende Bedingung für substantielle Veränderungen sind, rief ich darüber hinausgehend zu einer Sensibilisierung für die globalen Probleme  einerseits sowie die großartigen Optionen nachhaltiger Lebensstile andererseits in der breiten Bevölkerung auf. Nur wenn breite Bevölkerungsgruppen verstehen, worum es geht, werden sie diejenigen Politiker wählen, welche dann die zukunftsfähigen Optionen tatsächlich durchsetzen.

In der Diskussion über „zu hohe“ Preise für erneuerbare (verglichen mit fossil/nuklearen) Energien machten Frau Bokova und ich mit verschiedenen Argumenten auf die Abstrusität dieser Behauptung aufmerksam. Frau Bokova verwies darauf, dass der Preis für ein Fortsetzen der fossil/nuklearen Option (ökologisches Disaster, Kriege, Fluchtbewegungen, Hunger) überhaupt nicht zu beziffern sei und darum EE nicht zu teuer sein könnten. Ich blieb etwas näher an der ökonomischen Denke und verwies darauf, dass EE längst marktfähig (sprich deutlich günstig im Preis als fossile/nukleare Energie) wären, wenn die Preise für fossil/nukleare Energien ehrlich wären, also deren Preis die Aufwendungen für die Behebung von Folgeschäden enthielten.

Die Frage nach den Quellen meiner psychologischen These eines positiven Zusammenhangs zwischen der Entfaltung unseres Humanpotentials für Erhaltung und Bereicherung ökologischen und sozialen Aufblühens einerseits und menschlichen Wohlbefindens andererseits beantwortete ich gern: Sie finden sich unter anderem in buddhistischen Überzeugungen, welche auch in Korea lange Tradition haben.

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  • Lara  

    Toller Beitrag 🙂

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