Wie sich Zukunftskommunen vermehren

Abschlusskonferenz „Leben in zukunftsfähigen Dörfern“: Politik, Wissenschaft und Zukunfts-Dörfer tauschen sich aus.  Am 14.9.2018 trafen sich in der Spreefeld Genossenschaft in der Mitte Berlins Landesministerinnen, Wissenschaftler*innen, Organisationen aus der Regionalentwicklung und Menschen aus zehn Dörfern unseres Landes zu der Frage „Was sind die nächsten Schritte einer nachhaltigen Dorf- und Regionalentwicklung und wie kann die Politik das unterstützen?“

Blick vom Spreefeld Richtung Ostbahnhof

Das Projekt-Team und Personen der zehn Dörfer aus fünf Kooperationen stellten vor, wie es in 18 Monaten gelungen ist, Ideen über das Aufblühen von Dörfern auszutauschen, sich gegenseitig zu inspirieren, eine Einschätzung zu den Herausforderungen bei sich im Dorf zu gewinnen, dafür Lösungsansätze im eigenen Dorf zu finden – und einige davon gleich umzusetzen. Fünf der Dörfer sind Ökogemeinschaften, in den sich Menschen zusammengefunden haben, um ein sozial und ökologisches Leben zu gestalten und zu erproben. Einige davon sind auf dieser Webseite bereits portraitiert: Lebensgarten Steyerberg, Sieben Linden, Schloss Tonndorf und Lebensgut Cobstädt, Lebensgemeinschaft gASTWERKe, und Schloss Tempelhof. Diese Ökodörfer haben im vergangenen Jahr im Rahmen eines vom Umweltbundesamt unterstützten Vorhabens (Leben in zukunftsfähigen Dörfern ,  Leitung: Thomas Meier, Christoph Strünke, Stella Veciana) Kommunen der jeweiligen Umgebung angeboten, in einen Austausch zur zukunftsfähigen Dorfentwicklung zu treten und sie bei der partizipativen Prozess zu begleiten. Nach anfänglichen Vorurteilen gegenüber den Ökodörflern – „sind das nicht solche abgedrehten Ökos???“ – traf man sich und stellte fest, dass es sich um ganz normale Leute handelt, die eben nur etwas anders an neue Entwicklungen im ländlichen Raum herangehen. Und dass man sich sehr gut inspirieren kann – zumal auch in den traditionell gewachsenen Dörfern sehr kreative Menschen mit tollen Ideen leben. Ein eigens gedrehter   Film   zeigt Eindrücke aus der Arbeit vor Ort.

 

Claudia Dalbert (Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt) und ModeratorInnen Steffen Emrich (gASTWERKe) & Magdalena Kloibhofer (Schloss Tempelhof) (stehende Personen, von links)  

Arbeitsgruppen stoßen Projekte an. In Flegessen, Hasperde und Klein Süntel (Partner von Lebensgarten Steyerberg) gibt es bereits seit 2012 ein sehr aktives, partizipatives, basisdemokratisch geprägtes Miteinander, in dem diverse Projektideen entwickelt und realisiert wurden, darunter eine eigene Zeitung, ein Dorfkino, ein Regio-/Bio-Laden, ein Leerstandsmanagement, eine gemeinwohlorientierte Gesellschaft für den Erwerb und die Umwandlung alter Gebäude in Gemeinschaftswohnraum, ein Repair-Café, mehrere Mitfahrangebote etc. Ziel des Nachhaltigkeitsplans war es hier, das breit gefächerte Wirken ganzheitlich zusammenzufassen.

In Hülen (Partner von Schloss Tempelhof)  liegt der Schwerpunkt auf der Umnutzung eines Gebäudes zu einem Dorfgemeinschaftshaus. Dieses Projekt soll im Rahmen eines zukünftigen LEADER-Kooperationsprojektes umgesetzt werden. Weitere Ideen sind u. a. das Mitfahr-Bänkle, ein Repair-Café und die Erweiterung des Produktsortiments des „Hülener Lädele“ um lokale Produkte, v. a. regionales Obst und Gemüse.

In Lindstedt (Partner von Sieben Linden) wurden u. a. mit Jugendlichen Sitzbänke kreativ neu gestaltet bzw. repariert und als Modellprojekt ein „öffentliches Wohnzimmer“ für informelle Treffen oder kulturelle Begegnungen geplant.

In Seebergen (Partner von Schloss Tonndorf und Lebensgut Cobstädt) lag der Fokus auf der Wiederbelebung der ehemals sehr reichhaltigen Streuobstwiesen. Plan für die Zukunft ist, die Gemeindeschenke vor Ort wieder mit mehr Leben zu füllen, auch über das zukünftige LEADER-Kooperationsprojekt.

In Ziegenhagen (Partner der Lebensgemeinschaft gASTWERKe) hat sich die „Arbeitsgemeinschaft Nachhaltiges Ziegenhagen“ gegründet, deren 20 Mitwirkende vielfältige Projektideen entwickelt haben, die teilweise schon umgesetzt wurden. Diese reichen von dem Bau einer Mitfahrbank über die Einführung einer Dorfzeitung bis zum Bestreben, ein stillgelegtes Hallenbad wieder zu eröffnen.

Aufbruchstimmung und politischer Appell. Die positive Stimmung dieses Austausches über ein Jahr spiegelte sich in dem tollen Treffen in Berlin mit viel Freude und Lachen wider. Der Appell der TeilnehmerInnen des Treffens an die Landes- und Bundespolitik war einhellig: Die Menschen im ländlichen Raum unseres Landes wollen den Aufbruch und den Umbau auf dem Land zu vitalen zukunftsfähigen regionalen Strukturen, jedoch verlaufen manche politischen Maßnahmen langsam und mit Ehrenamt lässt sich zwar einiges beginnen, aber kein flächendeckender Umbau eines lebenswerten ländlichen Raumes vollziehen. Somit fordern die Bürger politische Unterstützung sowie finanzielle Ausstattung von bezahlten Arbeitsstellen für eine nachhaltige Dorfentwicklung. Am besten für jedes Dorf unseres Landes!

 




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