Konsens über geringsten Widerstand finden

Hat ein Beteiligungsprozess erst mal Fahrt aufgenommen, kann es sein, dass man sich innerhalb einer Gruppe nicht entscheiden kann, wie es auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel weitergeht. Für verschiedene Lösungen zu einem Problem oder Handlungsoptionen kann es jeweils starke Befürworter geben, die sich argumentativ für ihre „beste“ Version einsetzen und versuchen, andere zu überzeugen.

In solchen Situationen hilft es oft, die Perspektive zu wechseln, nämlich nicht nur die guten und weniger guten Argumente für die jeweiligen Varianten abzuwägen, sondern auch herauszufinden, gegen welche Variante oder Lösung es die meisten Widerstände gibt. Beim „systemischen Konsensieren“ werden zwischen mehreren Lösungsvarianten diejenige herausgesucht, mit der die meisten gut leben können, die also am wenigsten Widerstand bei den Beteiligten erzeugt. Das Ergebnis kann einem Konsens in der Gruppe nah kommen.

Wie wird Systemisches Konsensieren durchgeführt?

Systemisches Konsensieren erfolgt in mehreren Phasen. Zunächst werden in einer Kreativphase die Lösungsvorschläge/Handlungsoptionen für ein Problem erarbeitet. Dazu bieten sich Kleingruppen an. Die Lösungsvorschläge werden so genau wie möglich durchdacht, der Gesamtgruppe vorgestellt und visuell auf Pinnwänden oder Flipcharts präsentiert. Sie sollten sich möglichst klar voneinander unterscheiden.

Daran schließt sich die Bewertungsphase an, in der jede*r aus der Gruppe die einzelnen Varianten auf einer Skala von 1 bis 10 bepunkten darf:

  • 0 bedeutet „Kein Widerstand“, kann ich gut mit leben
  • 10 bedeutet „Starker Widerstand“, diesen Vorschlag lehne ich entschieden ab.

In der Auswertungsphase werden die Punkte für die einzelnen Varianten zusammengezählt. Die Variante mit der geringsten Punktzahl kommt dem Konsens in der Gruppe am nächsten.

Eine einfachere Art der Bewertung ist die Daumenmethode:

Daumen hoch heißt: Kann ich gut mit leben (kein Widerstand)

Daumen horizontal heißt: Ich finde die Variante zwar nicht gut, könnte damit aber leben (geringer Widerstand)

Daumen nach unten heißt: Diese Variante lehne ich ab (starker Widerstand)

Bei der Daumenmethode bedarf es keiner Rechnung, sondern man versucht, die Variante zu finden, die möglichst keine Daumen nach unten hervorruft. Es ist auch möglich, die wenigen, die bei der Variante mit den geringsten Widerständen den Daumen nach unten gehalten haben, zu fragen, unter welchen Bedingungen sie ihren starken Widerstand aufheben würden. Diese Diskussion muss dann gut moderiert werden.

Weiterführende Links:

Informationen und Hinweise übers Systemische Konsensieren

Film über das Prinzip des Systemischen Konsensierens

Ansprechpartner*in:

Timo Kaphengst
e-fect dialog evaluation consulting eG
+49 (0)177-3699409 | kaphengst@e-fect.de







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